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Zelten ohne Auto - Kinder im Zug

Zelten ohne Auto: Die 6 wichtigten Tipps

Niemand sollte auf das Abenteuer Camping verzichten müssen, nur weil er kein Auto hat oder nicht mit dem Auto reisen mag. Aber mit den Kindern zelten zu gehen ohne Auto, geht das überhaupt? Ja, das geht. „Schummeln“ und kreativ variieren ist dabei wichtig und erlaubt. Wie es am besten funktioniert verraten wir euch in diesem Beitrag. Auch geben wir euch hier Tipps für geeignete Campingplätze und schildern unsere Erfahrungen sowie die von anderen Zeltkindern.

Ohne Auto zum Zelten: Das A und O

Das A und O beim Zelten ohne Auto ist nach unserer Meinung:

  • nimm dir Zeit für die Anreise
  • plane gut, was wirklich mit muss
  • reise mit leichtem Gepäck (kleineres Zelt, leichtes Ausstattung) und
  • nutze Erleichterungen, z.B. Gepäck vorschicken und Tragehilfen (Klappsackkarren, Gepäcktrollys, Fahrradanhänger oder faltbare Bollerwagen)
  • wähle deinen Campingplatz so aus, dass er gut mit Bus und Bahn und/oder Fähre zu erreichen ist und du auch vor Ort ohne Auto gut auskommst
  • Vor allem: Keep cool und mache die Reise zum Teil eines kleinen Abenteuers. Entspannen kannst du dann auf dem Platz.

Wie verkaufe ich das meinen Kindern, dass wir ohne Auto campen gehen?

Kinder sind flexibler und abenteuerlustiger als man denkt. Sie leben im Hier und Jetzt und vielleicht ist eine Reise mit dem Zug für sie ja viel lustiger als mit dem Auto. Anders als wir Erwachsene denken sie vor der Reise nicht daran, was alles schief gehen könnte, wie lange es dauert und ob der Anschlusszug möglicherweise dann futsch ist. Mach aus der An-und Abreise ein kleines Abenteuer. Wenn unterschiedliche Verkehrsmittel im Spiel sind, kommt es einer Schnitzeljagd gleich. Mach ein Spiel daraus: eine Piratenfamilie fährt auf eine Insel.

Lege Regeln fest: im Zug immer Bescheid sagen, wenn ein Kind (je nach Alter) sich vom Sitzplatz entfernt, z.B. auf die Toilette gehen oder ein wenig auf und ab laufen will. Lege vorher fest, wer was unterwegs trägt, damit kein Chaos entsteht.  Kinder sind stolz, wenn sie auch etwas tragen und wie die Großen mitmachen sein dürfen. Jedes Familienmitglied ist für sein Gepäckstück verantwortlich, damit nichts vergessen wird. Führe vor und nach jedem Umsteigen ein „Check-Ritual“ ein. Zum Beispiel so: check, check, wer hat den Fußball. Check, check, wer nimmt den rosa Rollkoffer? Etc. Mach es spielerisch und mit viel Ruhe, damit kein Stress aufkommt.

Die Wahl des richtigen Campingplatzes

Nummer eins auf der Prioritätenliste sollte ein Campingplatz sein, der gut zu erreichen ist. Er sollte in der Nähe einer Bahn-oder Busstation sein damit du den restlichen Weg entweder zu Fuß erreichen kannst oder, falls du ein Taxi nimmst, du nicht schon am ersten Tag deines Zelten ohne Auto Urlaubes ein Loch in dein Urlaubsbudget reißt. Falls Ihr zu Fuß gehen müsst, sollte der Weg nicht mehr als 5 km, also etwa eine Stunde Fußmarsch, entfernt sein. Es gibt auch die Möglichkeit sein Gepäck voraus zu schicken (DHL). Fragt auf dem Campingplatz nach, ob sie das Gepäck entgegennehmen können. Manche Campingplätze bieten auch die Abholung vom Bahnhof an. Vergesst nicht zu fragen ob genug Kindersitze zur Verfügung stehen.

Ideal ist es, wenn ihr auf einem Campingplatz seid wo man auch ohne Auto viel unternehmen kann. Viele Campingplätze haben einen Fahrradverleih. Fragt nach, ob es auch Kindersitze, Helme und Kinderfahrräder gibt. Manchmal kann man auch Küche, Tische und Bänke, Kühlschränke oder Kühlfächer dort mieten. Hilfreich für euren Campingurlaub mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist natürlich auch wenn es einen Supermarkt und einen Bäcker am Campingplatz gibt und wenn ihr Spiele und Bücher dort ausleihen könnt. Je mehr Möglichkeiten vor Ort desto weniger Gepäck müsst ihr schleppen. Für längere Aufenthalte könnt ihr Waschmittel statt viel Klamotten mitnehmen. Einfach öfter mal etwas durchwaschen. Da machen Kinder auch gern mit.

Einige Campingplätze stellen auch die gesamte Ausrüstung zur Verfügung. Ihr mietet einfach das bereits aufgebaute Zelt inklusive Küche und Luftmatratzen. Andere bieten sogar Halbpension an oder haben ein Restaurant, sodass ihr euch um Kochutensilien gar nicht kümmern müsst. Fragt bei den Campingplätzen nach, denn oft vergessen sie diesen Extra-Service auf ihren Websites zu erwähnen. Und bitte gebt eure Erfahrungen in unserer Gruppe weiter. Niemand sollte auf die tolle Erfahrung des Campings mit Kindern verzichten müssen, nur weil er kein Auto hat!

Am Ende des Beitrages haben wir für euch Campingplätze aufgeführt, die gut mit den Öffentlichen zu erreichen sind.

Zeltwiesen von Jugendherbergen

Viele Jugendherbergen bieten an, die Zeltwiese zu nutzen. So kommt ihr in den Genuss einerseits Camping zu machen und andererseits die Indoor-Angebote für Spiele und die Verpflegungsangebote anzunehmen. Beispiel: die Jugendherberge Possenhofen am Starnberger See hat einen S-Bahnanschluss in Laufnähe. Man kann dort Halbpension buchen und auf die ganze Küchenausrüstung verzichten.

Zelten ohne Auto – Erfahrungsberichte

Wir haben ganz streng nach Packliste gepackt. Bei der gesamten Ausrüstung haben wir auf die Packmasse und das Gewicht geachtet. Ist zwar etwas teurer, aber dafür spart man ja beim Auto 😉 Kleines, kuschliges Zelt, Picknickdecke statt Tisch und Stühle, jeder nur 3 Kleidungssets für 10 Tage. Die dickeren Isomatten haben wir gegen Therm-a-Rest Neoair getauscht, die wirklich super leicht sind. Statt Shampoo und Duschbad Olivenseife für Haut und Haar.

Aufblasbarer Ball, Kartenspiele und Stifte zum Spielen. Nur die Kuschelkissen mussten natürlich mit und haben fast den meisten Stauraum geklaut … und wichtig ist ein Zeltplatz in Bahnnähe, mit vielen Optionen für Aktivitäten und Ausflügen zu Fuß oder mit Öffentlichen.

oder auch…

Wir waren letztes Jahr auch zu fünft zelten. Ich hatte einen Rucksack mit 22 Kilo und vorne das Baby. Mein Mann hatte die Stiege mit 35 Kilo beladen, die Kinder trugen jeweils ihren Rucksack mit Spielzeug. Essen hatte ich vor Ort gekauft. Lediglich die Reiseverpflegung hatten wir dabei.

Camping ohne Auto: ich packe meinen Koffer und tue hinein?

Wenn du Camping ohne Auto machst ist es natürlich besonders wichtig so wenig wie möglich mitzunehmen. Nimm nur das Nötigste mit. Du wirst sehen: minimalistisch unterwegs zu sein hat viele Vorteile: du musst nicht so viel Schleppen, du behältst den besseren Überblick und im Zelt entsteht nicht so leicht Chaos. Damit du trotzdem alles hast, was du brauchst, ist es wichtig vorher eine Packliste zu machen und ein wenig kreativ zu sein. So kannst du bei Küchenutensilien viel einsparen, wenn du Dinge mitnimmst die verschiedene Funktionen erfüllen. Schau doch mal hier unter ‚Minimalistisch packen

Besonders wichtig ist das Gewicht und Volumen deines Zeltes. Mehr als 4 kg sollte es nicht wiegen. Auch die Isomatten und die Schlafsäcke sollten klein und handlich sein.
Statt Tisch und Stühle kannst du einfach eine Picknickdecke nehmen. Pro Person reicht 1 Teller und ein Löffel. In einem Kochtopf kannst du nicht nur Wasser und Nudeln kochen, sondern auch den Salat anrichten. Für die Körperpflege gibt es Seifen mit denen du auch Haare waschen kannst oder ein Gel, das sowohl als Duschgel, Seife, Shampoo und Waschmittel durchgeht (zum Beispiel Dr. Bronners 18-in-1 Naturseife). Ein Fläschchen reicht für Alle.

Anstatt sperrige und schwere Frotteehandtücher mitzunehmen empfehlen wir 2 Microfasertücher pro Person. Die sind leicht, können schnell gewaschen werden und trocknen blitzschnell.
Wer in seinem Campingurlaub ohne Auto kochen will sollte auf faltbare Kocher mit einer Kartusche zurückgreifen. Ersatzkartuschen gibt es meist vor Ort. Außerdem besser leichtes Geschirr und faltbare Waschschüssel mitnehmen.

Überlegt Euch genau was ihr braucht (denkt an die Temperaturen vor Ort!) und setzt Prioritäten. Ihr werdet staunen auf was man alles verzichten kann. Achtet auf leichte Materialien und schnell trocknende Sachen wie Funktionskleidung, die ihr – je nach Wetter- im Zwiebellook tragen könnt. Das mag zwar nicht eurem Modegeschmack entsprechen aber ‚who cares‘ wenn ihr naturnahe Ferien auf dem Campingplatz macht.

Zum Transport nehmt ihr – je nach Ausrüstung- Bollerwagen oder Kinderwagen. Auch ein Fahrrad mit Anhänger leistet gute Dienste beim Zelten ohne Auto. Ansonsten eignen sich auch Rollkoffer (große und kleine) allerdings solltet ihr nicht vergessen, dass diese nur auf asphaltierten Wegen bequem sind. Sobald ihr sandigen oder steinigen Grund habt müsst ihr die Koffer schleppen. Dann ist es vielleicht doch besser Rucksäcke zu nehmen für Groß und klein.

Tipp zum Testen: Versucht doch mal ein Zelt-Wochenende ohne Auto in der Nähe Eures Wohnortes. Dann seht ihr wo die Tücken sind und was ihr vielleicht in der Theorie nicht bedacht habt. Frei nach dem Motto: Versuch macht klug.

Anreise für das Campen ohne Auto

Wenn ihr per Bahn und/ oder Bus fahrt könnt ihr die letzte Strecke zum Campingplatz mit dem Taxi oder dem Rufbus fahren. Die hart Gesottenen machen es auch zu Fuß.

Wenn ihr mit Eueren Rädern und Anhänger fahren wollt, denkt unbedingt daran rechtzeitig bei der deutschen Bahn zu reservieren. Die Mitnahme ist begrenzt und die begehrten Plätze sind schnell weg. Falls ihr mit dem Fernbus anreist erkundigt Euch vorher, wie viele Gepäckstücke ihr mitnehmen dürft und ob Radanhänger oder Kinderwagen erlaubt sind.

Tipp für den Radanhänger: Fahrradanhänger mit Rollstuhl-Norm passen noch durch die Gänge im ICE und können in der Nähe vom Sitzplatz stehen. Daher brauchen sie dann nicht komplett ausgeräumt werden.

Campen ohne Auto: (kinder-) leicht wie eine Feder

Vollausgestattete Mietobjekte und Zelte

Wer den ganzen Stress mit packen und schleppen vermeiden möchte kann sich auf vielen Campingplätzen einfach ein Zelt samt Ausrüstung mieten. Manche Campingplätze vermieten auch Hütten und kleine Häuser. Das ist natürlich teurer aber ihr habt es bequem und müsst trotzdem nicht auf dem Flair eines Campingplatzes verzichten. Ihr seid mitten in der Natur, ohne Kleidungs-und Etikettenzwänge, Eure Kinder können unbeaufsichtigt toben und ihr mal ein gutes Buch lesen. Hier habt ihr eine Karte mit den Zeltplätzen, die Mietobjekte anbieten und deshalb besonders geeignet sind für Euren Campingurlaub ohne Auto.

Gepäck vorschicken

Gepäck könnt ihr auch bequem per Bahn, DHL, UPS, GLS oder Hermes verschicken. Bei DHL kostet ein Reisegepäck bis 30 kg in einer Reisetasche oder in einem Koffer ca 25 Euro. Ihr könnt auch alles in ein Paket packen und es ggf. postlagernd oder an den Campingplatz verschicken, wenn ihr bei den Packstationen registriert seid. Eine andere Möglichkeit ist, einen Umzugskarton zu packen; der kostet bei Hermes 11-12 Euro. Online ist es etwas günstiger als im Hermes-Shop. DHL und Hermes holen auch von Zuhause oder am Campingplatz ab. Man muss es nur rechtzeitig online anmelden und mit dem Campingplatz absprechen. Stellt Euch darauf ein, dass Euer voraus geschicktes Gepäck möglicherweise noch nicht da ist, wenn ihr kommt. Cool bleiben und für solche Fälle einen Plan B haben ist die Lösung.

Service der öffentlichen Verkehrmittel

Viele öffentliche Verkehrsmittel bieten oft mehr Service als wir ahnen. So gibt es Busunternehmen, die bei Bedarf kommen und flexibel halten. Die Bahnhofsmission hilft gern beim Umsteigen, wenn ihr sie vorher telefonisch informiert. Schaut euch gut die jeweiligen Websites an der Anbieter.

Nutzt die Sitzplatzreservierung und bucht euch einen Platz so nah es geht am Ausgang und an den Gepäckablagen oder nahe dem Rad-Abteil. Privatabteile sind besonders auf Langstrecken mit den Kinder mega. So könnt ihr auch leicht die Sitze zu Liegen umfunktionieren und vielleicht sogar schlafen 😉

Zudem haben wir nur gute Erfahrungen gemacht mit den Mitarbeitern von Bahn und Bus. Ja, wir mussten oft aktiv um Hilfe bitten. Aber letztlich haben wir oft eine helfende Hand gehabt.

Empfehlenswerte Campingplätze für die Anreise zum Zelten ohne Auto

Es ist nicht für jedermann, aber wenn ihr ohne Auto zum Campen fahrt, ist „Schummeln“ und kreativ variieren durchaus erlaubt: das Gepäck vorausschicken, ein Zelt oder gar eine Hütte vor Ort mieten, ein Taxi für die letzte Wegstrecke nehmen, all das erleichtert das Zelten ohne Auto und tut dem Abenteuer keinen Abbruch. Wichtig ist: eine gute Platzwahl und eine minimalistische Packliste. Wer es erst mal ausprobieren möchte, wählt einen Campingplatz in der Nähe des Heimatortes und geht mal ein Wochenende Zelten ohne Auto.

Campingplätze, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind:

Bitte prüft voher die Verbindungen und Anfahrtsmöglichkeiten um sicherzustellen, dass der Campingplatz auch aktuell noch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Die Verlinkungen führen jeweils auf die Anreiseseite des Campingplatz-Website. Einige davon führen sehr gut die Anreise ohne Auto auf.

Es gibt noch so viel mehr Plätze. Wir werden hier peu a peu empfehlenswerte Familien-Campingplätze veröffentlichen, die via Öffis gut zu erreichen sind. Selbstverständlich könnt ihr ein Taxi vorbestellen vom Bahnhof zum Campingplatz. Das vervielfacht ungemein die möglichen Plätze. Wir schauen dafür immer auf google Maps in den Routenplaner und prüfen, wie weit der letzte Bahnhof oder die letzte Busstation vom Campingplatz entfernt ist und haben ein persönliches Limit.

Tipp für Camping-Plätze weiter weg in Europa

  • Prüft, welche aktuellen Bahnverbindungen es gibt mit Nacht- oder Direktzug
  • Vergesst nicht, dass auch Boote und Fähren zu tollen Urlaubsregionen fahren



Nur Mut, traut Euch! Ihr tut Euch und der Umwelt etwas Gutes! Und bekanntlich wächst man an seinen Aufgaben.

Du hast Lust auf mehr? Dann schau mal bei den anderen Lieblings-Campingplätze der Zeltkinder-Community nach oder komm direkt in unsere Facebook-Gruppe für direkten Austausch!

Ivonne Wolter

Ich bin Ivonne, lebe in einer Patchwork-Familie mit vier Kindern und habe die Community der Zeltkinder gegründet. In diesem Zusammenhang organisiere ich Familien-Camper-Treffen, schreibe für Fachzeitungen und die Zeltkinder-Website Artikel rund ums Thema Camping und Zelten. Zudem werde ich als Camping-Expertin für Interviews angefragt und bin Sprecherin zum Thema Campen auf Camping-Events. Am liebsten aber tauche ich in die Natur ein, sitze tagsüber am Wasser, abends am Feuer und merke, wie gut mein Leben ohne Strom funktioniert. Fun-Fakt zu mir: Ich reise nie ohne Camping-Klo und habe 24,5 Camping-Toiletten getestet. Meine Zelt-Vision: Einmal die Küste Europas abfahren mit Zelt & Bulli.

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