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"Abenteuer mit Kindern" Autor mit seinen Kindern

Buchtipp: Abenteuer mit Kindern

Besser kann ein Buch nicht in die Zeit passen. „Abenteuer mit Kindern“ von dem Familienvater und Journalisten Sven Wehde vereint gleich mehrere Themen der Gegenwart: Den Wunsch vieler Mütter und Väter mehr und intensiver Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und die neue Wertschätzung von Natur und Outdoor-Erlebnissen. Dazu kommt, dass fast alle Abenteuer in diesem Buch auch während der Corona-Krise umsetzbar sind. Deshalb ist es auch unser neuester Buchtipp. Außerdem gibt es am Ende dieses Artikels eine kostenlose Leseprobe. Lasst euch inspirieren!

Das Buch „Abenteuer mit Kindern“ bietet euch…

  • unterhaltende und humorvoll erzählte Geschichten von den kleinen Abenteuern, die der Autor mit seinen drei Kindern Josefina, Carline und Mats im Wald, auf dem Wasser, in den Bergen oder auch einfach im eigenen Garten erlebt hat.
  • viele nützliche Tipps für alle, die die Mikroabenteuer oder Touren nachmachen wollen und eine ganze Liste weiterer Ideen für Outdoor-Abenteuer mit den Kindern
  • und zahlreiche spannende Interviews mit Experten wie Mikroabenteurer Christo Förster, Bergsteiger Reinhold Messner oder Meeresbiologe und Mare-Verleger Nikolaus Gelpke zum Thema „Abenteuer mit Kindern“
Ein Anhänger voll Kinder und Campingausstattung
Ein Anhänger voll Kinder und Campingausstattung

Was erfahrt und lernt ihr noch durch das Buch?

Hintergrund der Geschichten von Sven und seiner Familie ist, dass der Zeitungsredakteur vor zwei Jahren beschloss die wenige Freizeit mit seiner Familie besser zu nutzen. Er wollte gemeinsame Erlebnisse schaffen, die für alle zu unvergesslichen Erinnerungen werden. So überlegte er sich kleine Abenteuer für seine Kinder. Mal für ein paar Stunden, mal für ein Wochenende ging es hinaus in die Natur. Sie schliefen am Strand, durchquerten einen Wald querfeldein, paddelten über Flüsse oder wanderten in einem Wildbach. Die Erlebnisse schrieb der Autor als Erinnerung für seine Kinder auf, doch schnell merkte er, dass das Thema viele Eltern interessierte. So wurde aus den persönlichen Berichten ein journalistisches Projekt und der Autor sprach mit Experten und recherchierte über Mikroabenteuer mit Kindern.

Trotzdem steht das persönliche Erlebnis bei den Geschichten in dem Buch immer im Vordergrund. Dabei lässt der Autor auch all die Flops und amüsanten Missgeschicke nicht aus, die viele von uns bestimmt auch kennen. Der Leser erfährt, wie die Familie auf der ersten Kanutour mehr in der Uferböschung hängt, als dass sie über den See paddelt oder wie Sven mit seiner Wanderkarte die Familie zielstrebig und entschlossen in die falsche Richtung führt…

Die beschriebenen Abenteuer sind keine großen oder gefährlichen Expeditionen, sondern kleine Erlebnisse wie eine Kompasswanderung durch den Wald oder das Übernachten im Auto. Das Buch Abenteuer mit Kindern soll zum Nachmachen inspirieren, und dafür braucht es meist weder viel Geld noch einen langen Urlaub.

Ein ganz einfaches, aber umso eindrucksvolleres Abenteuer ist das Übernachten unter freiem Himmel im eigenen Garten oder das Loswandern von der eigenen Haustür aus. Wie der Autor darüber berichtet, lest ihr in den zwei Probekapiteln am Ende des Blogbeitrags.

Kinder auf dem Trampolin im Schlafsack
Kinder im Schlafsack auf dem Trampolin

Ihr wollt „Abenteuer mit Kindern“ kaufen?

Das Buch kostet 14,99 Euro als Taschenbuch und 12,90 Euro als E-Book. Es ist online über Amazon bestellbar und wird stationär exklusiv in den Geschäftsstellen der Zeitungsgruppe verkauft, für die der Redakteur arbeitet. Eine Liste der Shops findet ihr auf Svens Homepage www.kidsabenteuer.de

Abenteuer mit Kindern Buchcover
Abenteuer mit Kindern Buchcover

Werbung: Hinweis zur Partnerschaft

Wir finden das Buch „Abenteuer mit Kindern“ von Sven Wehde toll für Familien, die mehr Zeit mit ihren Kindern in der Natur verbringen wollen. Daher führen wir mit ihm gemeinsam dieses Gewinnspiel durch und freuen uns Sven als Zeltkinder-Partner gewonnen zu haben.

In diesem Zusammenhang hat Sven uns ein Exemplar zur Verfügung gestellt.

Leseprobe: Einfach los – Zwei Tage auf Tour mit dem Wanderwagen

Bevor ich mit den Kindern zu den ersten Mikroabenteuern aufgebrochen bin, habe ich monatelang von einem richtig großen Ausstieg aus dem Alltag geträumt. Ich hatte sogar einen Plan, wenn auch kein besonders guten. Es war ein kalter Märzabend, Regen platterte auf das Vordach unserer Terrasse. Die Kinder waren im Bett und schliefen – oder besser gesagt: Die Kinder waren seit einer Stunde im Bett, schliefen aber erst seit vier Minuten – und sie waren mit Ausnahme von Josefina auch nicht in ihrem Bett, sondern im Ehebett. Meine Decke und mein Kissen waren dafür bereits ins Kinderzimmer umgezogen. Ich würde also einmal mehr „auswärts“ schlafen.

Jetzt saßen meine Frau Yvonne und ich auf der Couch bei Rotwein mit Käse, Baguette und einen mächtigen Topf Aioli. Ich wartete ein, zwei Gläser ab, dann war der Moment gekommen. Ich verkündete feierlich: „Lass uns ein Jahr aussteigen. Wir reisen mit den Kindern einfach drauf los und entdecken die Welt. Wir zeigen ihnen das wahre Leben. Du als Lehrerin kannst die Kinder unterwegs unterrichten.“ Ich war berauscht von meiner Begeisterung und setzte nach, bevor Yvonne reagieren konnte: „Wir nehmen uns ein Wohnmobil, so wie wir es damals machen wollten, als wir jünger waren“, sagte ich.
Meine Frau stand auf. Sie nahm die geleerte Käseplatte und machte sich auf den Weg in die Küche. Dabei fielen wie nebenbei zwei Worte aus ihrem Mund: „Lass mal.“
Sie sah den Schatten der Enttäuschung auf meinem Gesicht und erklärte liebevoll, aber klar: „Ich bin mit unserem Leben glücklich. Ich will nicht aussteigen.“
Das Thema war erledigt.

Ich machte mich auf die Suche nach einem neuen Abenteuer. Eines, das eine Nummer kleiner war. Und so kamen wir zu unserem ersten kleinen Wander-Abenteuer.

Drei Wochen nach dem Scheitern meines Plans fanden wir uns auf einem Parkplatz am Rande unserer Stadt wieder. Das hier war zugegeben kleiner als eine Reise mit dem Camper um die Welt. Sehr viel kleiner, um ehrlich zu sein. Statt eines Wohnmobils stand ein Fahrradanhänger für Kinder vor mir, den ich zu einem Jogger umgebaut hatte, in dem ich vorne ein extra dafür vorgesehenes Rad dranmontiert hatte, so dass der Wagen geschoben werden konnte. Und unser Abenteuer sollte auch nicht ein Jahr dauern, sondern zwei Tage. Statt einmal um die Welt ging es zu Fuß von unserer Heimatstadt Lübeck nach Ratzeburg, einer kleinen schönen Domstadt, die von Seen umgeben ist. Und nach einer Übernachtung in der dortigen Jugendherberge sollte es weiter in das Dorf Groß Zecher am Schaalsee gehen. Das entspricht einer Wegstrecke von etwa 22 Kilometern am ersten und 18 Kilometern am zweiten Tag.

Gut, das war wahrlich nicht der geplante Ausstieg, aber immerhin. Wir waren jedenfalls aufgeregt und voller Vorfreude. Ohnehin neige ich glücklicherweise dazu, Vorhaben, die nicht geklappt haben, nicht lange nachzutrauern, sondern mir schnell neue Ziele zu setzen. Warum muss man auch immer weit weg reisen?, dachte ich mir also. Wer die eigene Heimat zu Fuß erkundet, entdeckt dabei oft ganz neue Ecken, an denen er vorher immer ahnungslos mit dem Auto vorbeigefahren ist.

Ich bin im Lübecker Stadtbezirk Eichholz aufgewachsen, er liegt direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und genau hier hatte ich den Opel von Lübeck hinüber in das keine 200 Meter entfernte mecklenburgische Herrnburg gesteuert. Wir waren in die kleine Sackgasse mit dem sympathischen Namen „Fetteck“ eingebogen, um zu einem Parkplatz zu gelangen, von dem wir starten wollten. Plötzlich gab es den ersten Aufschrei im Auto. „Ein Reh! Dort. Ein Reh!“, rief meine Frau. Und tatsächlich: Wir waren noch gar nicht in der Natur angekommen, das Wild aber schon in der Zivilisation. Es stand in einem kleinen Vorgarten und kaute genüsslich den ersten Frühling vom Beet. Eben noch blühte es kunterbunt, dann waren da nur noch kahle Stängel. Einen Moment schaute uns das Reh gelangweilt an, dann machte es kehrt und verschwand hinter einem kleinen roten Backsteinhaus.

„Was für ein Start!“, frohlockte ich und freute mich auf die Natur und noch mehr Tiere. Ohne zu wissen, dass das nächste Tier eine tote, zehn Zentimeter lange Miniblindschleiche sein würde, die unser Abenteuer das erste Mal gefährden würde.
Wir parkten den Wagen und nachdem ich meinen selbstgebauten Gepäckträger aus Holz auf den Wanderwagen gestellt hatte, schnürte ich unsere Taschen mit Spannriemen darauf fest. Dann taten wir die ersten Schritte auf die heute grüne Grenze, genau zwischen Lübeck und Mecklenburg-Vorpommern. Eine weite Landschaft tat sich vor uns auf. Das Grüne Band, ein Naturschutzgebiet entlang des ehemaligen Grenzstreifens, überrascht hier oben im Norden Wanderer mit einer einzigartigen Landschaft. Weite Heideflächen, Binnendünen aus feinem Sand, knorrige Kiefernwälder und ein feuchter Auwald zum Fluss Wakenitz hin. Wir waren hier allein so früh am Morgen. Es war wunderschön an diesem Apriltag, aber leider auch noch bitterkalt. Deshalb beschlossen die beiden Kleinen, sie waren damals vier und sechs Jahre alt, auch nicht darauf zu warten, dass sie müde vom Laufen werden, sondern sich sofort mit einer Decke in den Wagen zu setzen. Rund fünf bis sechs Stunden hatte ich für die 22 Kilometer inklusive der Pausen gerechnet. Doch nach 300 Metern hatte ich die Gurte schon zwei Mal neu gespannt, da die Taschen jedes Mal vom Wagen rutschten. Die erste halbe Stunde war um, als ich schließlich die richtige Position gefunden hatte. Nach 700 Metern standen wir in einem kleinen Tannenwald vor fünf Bäumen, die ein Sturm einmal quer über den Weg gelegt hatte. Ein schier unüberwindbares Hindernis für unseren Wanderwagen. Aber auch ein Hindernis, das uns gerade recht kam. Der erste Hauch von Abenteuer. Sofort sprangen Carline und Mats begeistert aus dem Wagen und begannen mit Josefina über die Stämme und durch die Äste zu klettern, während ich unseren Wagen mit purer Gewalt mitten durch das Unterholz des Tannenwaldes zog, um das Hindernis zu umgehen. Nadeln rieselten in meinen Nacken, Zweige schlugen in mein Gesicht. Carline, die eigentlich ohnehin am liebsten die ganze Zeit rennt und redet, und das am besten gleichzeitig, war in der Zwischenzeit bereits zwei Mal hin und her geklettert und flitzte jetzt zwischen den Bäumen umher, um mir eine Lücke zurück auf den Weg zu suchen. Nachdem wir den Wagen über einen letzten großen Stamm getragen hatten, hatten wir es geschafft. Die Kletterpartie hatte auch die Kinder endgültig davon überzeugt, dass so eine Wanderung ganz lustig sein kann. Allerdings, stellte meine Frau nach einem Blick auf ihr Handy fest, ließ unser Tempo etwas zu wünschen übrig. Sollten wir so weitermachen, würden wir die Jugendherberge erst im Dunkeln erreichen.

Während wir durch einen Wald liefen, wurde das Rauschen plötzlich stärker. Wir näherten uns der Autobahn und überquerten die A20 über eine kleine Fußgängerbrücke. Wir waren noch gar nicht weit von zu Hause entfernt und doch in einer ganz anderen Welt unterwegs. Hundertmal waren wir hier mit dem Auto vorbeigefahren, und dachten, alles zu kennen. Aber wir kannten gar nichts. Meist sind wir alle doch nur auf den Straßen unterwegs, reisen über den Asphalt von A nach B. Ich kenne in meinem Stadtteil in Lübeck jede Laterne und jeden Hinterhof und auch in Ratzeburg waren wir schon oft, aber die Welt dazwischen, die abseits der Straßen liegt, über die wusste ich nichts. Und dass obwohl ich 36 meiner zu diesem Zeitpunkt 42 Lebensjahre hier verbracht hatte.

Als sich gerade diese hochphilosophische Erkenntnis in meinen Kopf entfaltete, riss ein spitzer Schrei mich aus den Gedanken. „Iiiih!“ Meine Frau ging hinter mir und als ich mich erschrocken umdrehte, sprang sie gerade känguruartig nach vorn und hüpfte anschließend von einem auf das andere Bein, als würde sie mit den Füßen in einem heißen Holzkohlegrill stehen.
„Was ist?“, rief meine große Tochter Josefina.
„Nichts, nichts, nur ein Stock“, keuchte Yvonne, die zwischenzeitlich wieder zum Stillstand gekommen war. Doch ihre Stimme war dabei so nervös und klang, als käme sie durch einen Verzerrer. Es war klar: Sie hatte eine Schlange gesehen. Denn das war ihr wunder Punkt, sowohl erblich bedingt (ihre Mutter leidet auch unter Schlangenpanik), als auch sozialisationsbedingt (als sie Kind war, durfte sie sich einen Kinderfilm in der Videothek aussuchen. Leider war aus Versehen „Die schwarze Mamba“ mit Klaus Kinski anstatt Walt Disney in der Hülle gelandet. Und Schwiegervater hat das erst etwas später bemerkt … )

Da Josefina die Ophidiophobie in dritter Generation übernommen hatte, erzählte meine Frau ihr lieber nicht, was sie gesehen hatte. Aber wer sie gut kannte, wusste es auch so. Und Josefina hatte mindestens einen Verdacht. Die nächste Stunde verursachte jeder merkwürdig aussehende Stock kurze Panikattacken und „Schlange“ wurde zum meist gesagten Wort. Zumindest kam es mir so vor. Ich versuchte mit genervten, aber zugegeben auch ziemlich einfallslosen Einwänden – „Jetzt guckt doch mal wie schön die Natur hier ist“ – die Stimmung wieder in normale Bahnen zu lenken. Aber es half nichts. Wir waren jetzt alle genervt: Yvonne und Josi von den schlangenähnlichen Stöcken, die die Bäume hier frech auf den Weg gelegt hatten – und ich von Yvonne und Josi.
Über eine kleine Fußgängerbrücke querten wir schließlich die Wakenitz und damit die Grenze von Mecklenburg-Vorpommern zurück nach Schleswig-Holstein. Die Sonne hatte die Kühle des Morgens verdrängt und langsam stieg die Stimmung wieder, denn das Schlangenthema hatte sich vorerst erledigt, und zwar genau in dem Moment, in dem wir die Grenze überquert hatten. Auf der westlichen Seite des Flusses standen zwar ebenso hübsche weiße Infotafeln, die darauf hinwiesen, dass die Kreuzotter sich in den moorigen Wakenitzniederungen äußerst wohl fühlt, aber psychologisch war das hier sicheres Gebiet. Meine Frau hatte nämlich irgendwo gelesen, dass vor allem der ehemalige Todesstreifen im Grenzgebiet für Schlangen mindestens so hip ist wie Berlin für viele Menschen. Jahrzehnte konnten sie sich hier ungestört vermehren und in Ruhe durch die Gegend schlängeln. Im Umkehrschluss bedeutete das Verlassen der einstigen Sperrzone also für sie weniger Schlangen und damit mehr Sicherheit.

Der gemütliche, etwa eineinhalb Meter breite Weg wand sich nun über weichen Waldboden auf der westlichen Seite immer nahe der Wakenitz entlang. Der Fluß wird auch Amazonas des Nordens genannt, da weite Strecken seiner rund 15 Kilometer Länge früher die Grenze zwischen DDR und BRD bildeten und sich seine Ufer so über Jahre unberührt zu einem Urwald entwickeln konnten. Er fließt vom Ratzeburger See fast bis in die Lübecker Altstadt. Für Kanufahrer ist das hier eines der schönsten Reviere, die es in Deutschland gibt. Wir wanderten entspannt flussaufwärts bis zur Mündung am Ratzeburger See. Dort ist eine kleine Insel auf der das Fährhaus Rothenhusen steht. Das historische Häuschen ist von 1583 und beherbergte einst eine Zollstation. Doch so weit ich zurückdenken kann, ist dort eine Gaststätte untergebracht. Ich erinnere mich, wie ich dort mit meinen Eltern vor Jahrzehnten mit Blick auf den leichte Wellen werfenden See auf der Terrasse saß und ein immer etwas mißmutiger Kellner mit schwarzer Weste und gut gebügeltem weißem Hemd den älteren Herrschaften Erdbeerkuchen und ein Kännchen Kaffee servierte. Das historische Haus war in die Jahre gekommen, innen und außen abgewetzt und ramponiert wie ein alter Sontagsanzug, in dessen Taschen noch Taschentücher und Bonbonpapier aus den 50er Jahren vor sich hin welken. Jetzt ist es ein Kunstwerk. Ein Millionär hat es vor wenigen Jahren gekauft und vor dem Verfall gerettet. Das neue Restaurant und Café ist nun in einem reetgedeckten Ensemble untergebracht, das den sanierten Altbau mit einem modernen Neubau verwoben hat. Neben der Terrasse liegt ein kleiner, idyllischer Spielplatz. Ein historischer und nun auch wieder wunderschöner Ort. Hier legten wir unsere erste Pause ein. Nachdem wir Pommes und Kuchen im Fährhaus-Restaurant gegessen hatten, ging es weiter.
Der Wanderweg führte immer am Ufer des Sees entlang. Unsere Laune war jetzt großartig, dank des guten Essens und der jetzt strahlenden Sonne. Links von uns glitzerte das Wasser. Oft führten kleine Stege hinauf, auf die die Anwohner der Seegrundstücke sich eine Bank gestellt hatten, um abends den Sonnenuntergang zu genießen. Während die Kinder sich Stöcker suchten, mit denen sie unterwegs mit viel Freude grünschleimige Algen aus einem kleinen Graben fischten, der uns auf der anderen Seite des Weges begleitete, bewunderten Yvonne und ich die Häuser – und versuchten dem Kontakt mit dem schleimigen Grün zu entgehen, der uns unter Juchzem hinterhergetragen wurde. Von der Landstraße aus waren die Häuser nicht zu sehen, aber jetzt folgte eine Prachtvilla auf die andere, die meisten mit Gärten so groß wie Fußballfelder und kleinem eigenem Zusatzgrundstück direkt am Wasser. An der Badeanstalt in Pogeez wurden gerade die Kanus einer Vermietstation für die Saison geputzt. So waren die Tore geöffnet und wir durften auf der Liegewiese eine verdiente Picknickpause einlegen.

Vorbei an niedlichen hölzernen Fischerkaten mit reetgedeckten Dächern führte der Weg schließlich durch Auenwald und an Feldern und Gärten vorbei. Ich hatte mein iPhone auf den Wanderwagen gelegt und die Sammlung der größten Hits des australischen Folksängers John Williamson angestellt. Es war rundherum still, nur die Vögel zwitscherten und John sang leise „Flower on the water“. Es gibt keine bessere Musik für eine Wanderung in der Natur. Schweigend gingen wir am See entlang. Es gab nichts zu tun. Wäsche, Staubsauger, Rasenmäher und Laptop waren weit weg. Schnell war klar, das war der entspannteste Moment, den wir in den vergangenen Monaten erlebt hatten.
Doch Wandern ist ein wellenförmiges Erlebnis und so hielt die Stimmung ungefähr bis Kilometer 18. Auf Höhe des kleinen Dorfes Einhaus war dann mal wieder ein tiefes Tal erreicht. Es war wie beim Herrn der Ringe, die Gemeinschaft brach auseinander. Yvonne wollte endlich ankommen und setzte sich mit der Großen nach vorne ab. Mats und Carline trödelten nur langsam voran, meine Einladung, in den Joggerwagen zu steigen, damit ich sie schieben und wir so etwas Tempo machen konnten, wurde jedoch schroff zurückgewiesen.
„Nö, ich will nicht in den Wagen, ich will nur meinen Stock“, rief Mats und schwang den morschen Ast wild über dem Kopf, so dass er beinahe seine Schwester skalpiert hätte. Dafür hatte ich eine halbe Stunde später, ausgerechnet als es zum ersten Mal hügelig wurde und ein langer Anstieg bevorstand, die Zwölfjährige im Wagen sitzen. Nachdem sie gefühlte 30 Mal ihr „Ich kann nicht mehr“-Klagelied, begleitet von einem herzzerreißenden Stöhnen, gesungen hatte, erlaubte ich ihr zu testen, ob der Wagen auch ihr Gewicht aushielt. Was soll ich sagen: Er hielt es aus und ich schob schnaufend und schwitzend ein 43 Kilo schweres, vorpubertäres Kind den Anstieg hinauf.
Eine halbe Stunde später traten wir schließlich aus dem Wald. Jubel brandete unter den Kindern auf und griff auf uns Erwachsene über. Den Ort hier kannten wir, links der See, davor eine Wiese und die Straße, die uns direkt nach Ratzeburg hinein führte und auf der die Motorräder knatterten. Ratzeburgs Stadtkern liegt auf einer Insel umgeben vom See und ist berühmt für seine Eisdielen. Und eben diese Eisdielen sind ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer. Es war klar: Wir waren am Ziel.
Die Jugendherberge war noch neu und direkt am Wasser gebaut. Es war das erste Mal, dass wir unsere Jugendherbergsausweise nutzten. Wir bekamen ein schönes Sechs-Bett-Zimmer mit eigenem Bad für uns. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, gingen wir in ein Restaurant am Markt und bestellten Berge von Essen. Normalerweise bekomme ich immer noch die Reste von den Kindern, aber die waren nach der Wanderung so hungrig, dass sie diesmal keinen Krümel auf dem Teller ließen. Zurück in der Herberge gingen wir auch gleich ins Bett. Zunächst wechselten Mats und Carline noch ein paar Mal das Nachtlager, da sie sich nicht entscheiden konnten, ob sie im eigenen Bett oder lieber bei Mama oder bei Papa schlafen wollten. Dann fielen wir alle erschöpft in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen stürmten die Kinder in den Frühstückssaal. In der Jugendherberge läuft das etwas anders als im Hotel. Es gibt auch hier ein Frühstücksbüfett, aber anschließend räumt jeder sein Geschirr in die Küche, sortiert es dort in die Spülmaschinenkisten und wischt anschließend seinen Tisch für den nächsten Gast. Während die Kinder zu Hause keine großen Fans derartiger Tätigkeiten sind, waren sie hier begeistert von der Arbeit. Anschließend verstauten wir unsere Lunchpakete im Rucksack und marschierten in Richtung Seepromenade. Es war noch ruhig in den Straßen, nur ein ziemlich eisiger Wind pfiff über den See. Wir gingen immer am Ufer entlang und über einen kleinen Damm gelangten wir an den Rand des Ortes. Ich breitete die detaillierte Wanderkarte auf dem Gepäckträger des Joggers aus, um die richtigen Abzweigungen zu finden. Trotzdem schaute Yvonne andauernd auf ihr Handydisplay und tippte unser Tagesziel in den Routenplaner.
„Also ich würde nach links über die Brücke gehen“, schlug sie einen alternativen Weg vor.
„Lass das doch endlich mal, ich habe den besten Weg geplant und eine sehr gute Karte, da musst du nicht ständig auf das Handy schauen“, meckerte ich und ging voran.
Die Strafe für meine Besserwisserei folgte einen Kilometer weiter. Rechts tauchte plötzlich wieder der See zwischen den Bäumen auf. Der sollte da eigentlich nicht sein. Mir blieb nichts anderes übrig: Ich musste erstens jetzt selbst auf das Smartphone gucken, zweitens feststellen, dass ich uns in die komplett falsche Richtung geführt hatte, und drittens einräumen, dass der Weg links über die Brücke genau der richtige gewesen wäre. Unter lautem Aufstöhnen der Kinder und begleitet von einem triumphierenden Grinsen meiner Frau traten wir den Rückweg an. Da halfen keine Ausreden, wenn ich mir den Rest des Weges keine Sprüche anhören wollte, gab es nur einen Weg. „Ja, du hast recht gehabt“, räumte ich meine eindeutige Niederlage ein. Wir einigten uns darauf, dass Karte und Handy beide nützlich sind. Die Karte, um den besten und schönsten Weg zu finden, und das Handy, um zu kontrollieren, ob wir auch auf diesem unterwegs waren.
Auf einer kleinen Nebenstraße liefen wir entlang von Feldern und Wäldern nur noch geradeaus. Wir waren so richtig im Tritt, und jeder hing seinen Gedanken nach. Nur einmal schreckten wir hoch, als in kurzer Abfolge immer wieder Schüsse fielen. Für eine Jagd waren das eigentlich zu viele in kurzer Folge. Wir beruhigten uns schließlich damit, dass wohl ein Schießplatz in der Nähe sein würde.

Wir hatten am Morgen beschlossen, dass wir unsere heutige Strecke verkürzen wollten. Noch einmal so lange zu wandern, hätte den Kindern keinen Spaß mehr gemacht. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, sollte man immer bereit sein, seine Ziele anzupassen, denn es soll ja Freude machen und nicht durch falschen Ehrgeiz zur Qual werden. So entschieden wir uns, den kleinen Ort Salem zu unserem Ziel zu machen. Am frühen Nachmittag waren wir da, es ging an einem romantischen See vorbei und die Kinder freuten sich, denn mein Schwiegervater wollte uns auf einem Bauernhof treffen und dann mit dem Auto nach Hause bringen. Der Hof hatte ein Café, einen kleinen Laden und vor allem Ponys auf einer Wiese und einen großen Spielplatz mit einem ausrangierten Trecker. Als wir den Hof erreichten, waren meine Drei gleich wieder voller Elan. Mats kletterte auf den Trecker und spielte Bauer, während die Mädels zu den Ponys stürmten und diskutierten, wem welches Pferd im Spiel gehört und wo wir Eltern zu Hause am besten einen Stall bauen könnten. Yvonne und ich streiften hingegen lieber die Wanderschuhe von den Füßen und studierten die Speisekarte mit den leckeren Kuchen, während wir auf das Opa-Taxi warteten…

Tipps, Tricks und Tatsachen für eine mehrtägige Wanderung vor der Haustür
Jugendherbergsausweise lohnen sich gleich aus mehreren Gründen. Die Mitgliedschaft für eine Familie ist nicht besonders teuer, sie liegt zurzeit bei 22,50 Euro im Jahr. Zugleich ist die Übernachtung in der Jugendherberge meistens günstiger als in einem Hotel. Das Netz der 500 Jugendherbergen allein in Deutschland ist zudem weit verzweigt, so dass sich dort oft eine Übernachtungsmöglichkeit entlang der Strecke finden lässt. Das Schlafen dort macht vor allem Kindern viel Spaß. Meist gibt es noch jede Menge Spielmöglichkeiten, und Eltern müssen heutzutage auch nicht mehr auf die wichtigsten Annehmlichkeiten verzichten. Die meisten Jugendherbergen bieten mittlerweile Familienzimmer mit eigenen Toiletten an. Die Zimmer sollten aber vorher reserviert werden, der Urlaub in der Jugendherberge ist beliebt, und viele Häuser sind schnell ausgebucht. Die einzige für Kinder genau so spannende Alternative ist vielleicht das Zelten auf einem Campingplatz, aber dann müssten auch noch Zelt, Isomatten und Schlafsäcke auf der Wanderung mitgeschleppt werden. Das wird schnell zu viel.

Ein Wanderwagen ist der ideale Begleiter, da es bei einer Mehrtagestour mit der Familie einiges an Klamotten und Proviant zu transportieren gibt und die Kinder nur leichte Rucksäcke tragen sollten. Ein zum Jogger umgebauter Fahrradanhänger ist perfekt, denn er lässt sich auch über unebenen Waldboden leicht schieben. Und das Wichtigste: Bei den größeren Modellen können sich bis zu zwei kleinere oder ein größeres Kind zwischendurch hineinsetzen und problemlos geschoben werden. So gibt es kein immer wiederkehrendes Ich-kann-nicht-mehr-Nörgeln. Wer eine Pause vom Wandern braucht, macht es sich einfach im Wagen gemütlich und hält ein kleines Nickerchen oder plündert das Naschi aus dem Rucksack, während Papa oder Mama fleißig schieben. Deshalb können mit so einem Wagen auch mit kleineren Kindern problemlos größere Strecken bewältigt werden. Wer lieber zieht anstatt zu schieben, kann auch einen Bollerwagen nehmen, in den im Zweifel kleine Kinder und zusätzliches Gepäck passen. Auch das haben wir schon auf einer Tagestour auf dem Heidschnucken-Wanderweg durch die Nordheide getestet. Gute Erfahrungen haben wir dabei mit dem Beachtrekker gemacht, der nahezu auf jedem Untergrund gut zu ziehen und sehr robust ist. Kinder sollten hinten sitzen, da vorne ein Doppelrad verwendet wird, so dass der Wagen bei zu viel Gewicht im vorderen Bereich in einer scharfen Kurve ins Kippen kommen kann. Aber dafür bekommt man schnell ein Gefühl.

Eine Planung der Strecke ist empfehlenswert. Damit die Kinder auch Spaß an der Wanderung haben, sollte ein guter Kompromiss gefunden werden. Zu lange Strecken auf Nebenstraßen oder breiten Wanderautobahnen langweilen die Kleinen schnell. Ein Wechsel aus Feldern, Wald und Dörfern sorgt für Abwechslung. Und Wasser als Begleiter, egal ob Bach, Fluss oder Meer, ist immer ein Höhepunkt. Na klar, mit einem Wanderwagen lässt sich nun mal nicht jedem spannenden Minipfad folgen, da ist man mit Rucksack flexibler. Aber trau deinem Wagen ruhig etwas zu: Wir sind auch auf engen Wegen oft besser vorangekommen als vorher gedacht, und wenn es doch mal richtig schwierig wurde, dann hat das den Spaß am Abenteuer eher gesteigert als gemindert.

20 Kilometer sollte die maximale Etappenlänge im flachen Gelände nicht überschreiten, in hügeligem oder bergigen Gelände sollte es je nach Steigungen deutlich weniger sein. Alles, was darüber hinausgeht, ist für die meisten Kinder zu anstrengend. Und selbst wenn sich die Kinder zwischendurch schieben lassen, braucht man mit Pausen und Zeit zum Spielen mindestens sechs bis sieben Stunden für die 20 Kilometer.

Ivonne Wolter

Ich bin Ivonne, lebe in einer Patchwork-Familie mit vier Kindern und habe die Community der Zeltkinder gegründet. In diesem Zusammenhang organisiere ich Familien-Camper-Treffen, schreibe für Fachzeitungen und die Zeltkinder-Website Artikel rund ums Thema Camping und Zelten. Zudem werde ich als Camping-Expertin für Interviews angefragt und bin Sprecherin zum Thema Campen auf Camping-Events. Am liebsten aber tauche ich in die Natur ein, sitze tagsüber am Wasser, abends am Feuer und merke, wie gut mein Leben ohne Strom funktioniert. Fun-Fakt zu mir: Ich reise nie ohne Camping-Klo und habe 24,5 Camping-Toiletten getestet. Meine Zelt-Vision: Einmal die Küste Europas abfahren mit Zelt & Bulli.

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